Lesson 4-1. Konkret: Funktionen und technische Komponenten aktueller eShops

Die eShop-Software ist häufig über ein Content-Management-System (CMS) zu bedienen. Das erleichtert die Handhabung für den Erstellenden enorm, besonders wenn dieser vorher keine Erfahrung mit eShops hatte. Somit ist es auch möglich, dass Personen, die damit noch nie etwas zu tun hatten, sich einen eShop, mit entsprechender Unterstützung und Anleitung, selbst aufbauen können.
Frontend und Backend
Ein eShop lässt sich in zwei Oberflächen einteilen, in das Backend und das Frontend.
- Im Backend werden alle Einstellungen in einem CMS dargestellt und durchgeführt. Das Backend ist für den Besucher des Shops nicht sichtbar. Das Backend ist nur für den Administrator bestimmt.
- Das Frontend zeigt alles das, was der Kunde oder der Besucher sehen soll, wenn er die Internetseite besucht.
- Das Backend ist gewissermaßen der Mitarbeiter-Eingang, das Frontend ist der Kundeneingang.
Zwei Angebotsphilosophien
Um sich als Shop-Betreiber für ein eShop-System zu entscheiden, gibt es allerlei Kriterien, die bei der Entscheidung eine wichtige Rolle spielen. Dabei ist der Preis nur eines von mehreren Kriterien. Deswegen haben sich aus den verschiedensten Nachfragesituationen auch die verschiedensten Anbieter entwickelt.
- Es werden Systeme als Open-Source angeboten, also kostenloser Quelltext oder
- kommerzielle Angebote, die Hunderte oder Tausende Euro kosten.
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- Bei der Open-Source-Philosophie liefert der Hersteller den Quellcode, so wie er ist. Der Kunde übersetzt den Quellcode selbst und nimmt die Software, so wie sie ist in Betrieb. Der Hersteller leistet keine Unterstützung, weil der Open-Source-Nutzer ja den Quellcode hat und Änderungswünsche im Programm selbst vornehmen kann. Wegen dieser Änderbarkeit des Programms durch den User kann der Hersteller auch garkeine Untertützung mehr leisten – weil das Programm ja verändert worden sein kann. Eindeutig eine Variante für den fachkundigen User.
- Bei der kommerziellen Lösungsphilosophie zahlt der Kunde und der Hersteller leistet dafür eine Unterstützung, sollten mit dem Programm Probleme auftreten. Eindeutig eine Variante für den nicht Sachkundigen User.
Für diese beiden Philosophien lässt sich nicht gleich sagen, dass die teureren kommerzielle Angebote automatisch besser sind. Um sich einen Überblick über die grundlegenden technischen Komponenten und Funktionen eines eShops zu verschaffen, werden diese in der folgenden Tabelle „technische Details von eShops“ aufgelistet und erläutert.
Technische Komponente / Ausstattung / Funktion | Erklärung / Fragen dazu… |
Editionen und Kosten | Welche Angebotsphilosophie verfolgt der Hersteller? Manche Hersteller bieten verschiedene Versionen ihres eShops an. Einerseits als kostenlose Open-Source Community Edition, andererseits die kommerzielle Variante mit Bezeichnungen wie Professional Edition oder Enterprise Edition. |
Systemanforderungen | Besondere Systemanforderungen, die an Betriebssystem und Hardware gestellt werden, um die eShop-Software darauf zu installieren. |
Hosting | Gibt es besondere Anforderungen an den Hoster? Üblicherweise lassen sich eShop-Systeme auch lokal installieren. Bevorzugt wird heute jedoch die Installation in der Cloud, bei einem sogenannten Hoster. |
Support | Welchen Support bietet mir der Anbieter und das System selbst? – Z.B. Anleitungen, Community, Telefon- oder E-Mail Support, Tutorials. Gibt es Dienstleister, die das System unterstützen? |
Produktarten | Die Frage ist, welche Produktarten der Anbieter unterstützt, nicht jedes eShop-System ist für den digitalen Verkauf aller Produktarten gleich gut geeignet! |
Sprachen | Welche natürlichen Sprachen werden durch das System unterstützt? |
Warenwirtschaftssystem | Gibt es Schnittstellen für ein separates Warenwirtschaftssystem (kurz WWS)? Ist ein WWS vielleicht sogar eingebaut? |
Site Sales | Welche Marketing-/Vertriebsmaßnahmen werden durch den eShop direkt unterstütz? Beispiele könne hier sein (wie in Magento): Cross-Selling, Up-Selling, oder weiteres Zubehör. Auch erwähnenswert: Rabatte, Gutscheincodes, Sonderangebote und automatisierte Preisregeln. |
Informationsmöglichkeiten | Welche Informationsmöglichkeiten bietet mir mein eShop-System oder der Anbieter? – z.B. Tutorials, Anleitungen, Bücher, Videos usw. |
Rechnung | Wie wird die Fakturierung unterstützt? Je nach Branche, werden verschiedene Rechnungsarten bevorzugt |
Templates | Werden verschiedene Templates, also Vorlagen angeboten für das Layout und Design des eShops |
Datenbanksystem | Das Datenbanksystem verwaltet die Daten und ist ein wichtiger Bestandteil eines leistungsfähigen eShops. Welche Datenbanken sind einsetzbar? Hat der eShop-Betreiber eine Wahl? |
Zahlungssystem | Das Zahlungssystem ist das System mit dem der Zahlungsvorgang abgewickelt wird, je nach Branche werden unterschiedliche Zahlungssysteme bevorzugt |
Warenkorb | Eine Warenkorbfunktion ist in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben um die Analogie zum Einkauf im Supermarkt hervorzuheben. Welche Funktionen bietet der Warenkorb? Ein sehr wichtiges Element bei einem Online-Shop! |
Import-, Exportfunktion | Für den Daten-Import oder Daten-Export von Waren-Daten über den Online-Shop ist diese Funktion wichtig, um eShop-Abläufe zu vereinfachen und mit anderen Softwarelösungen zu integrieren. |
Demoshops | Für den ersten Eindruck und um die Möglichkeiten des Shops zu zeigen, sind Demoshops hilfreich. |
Tabelle: Technische Details von eShops
Anforderungen an eShop-Kunden & Anforderungen an eShop-Betreiber
Das Shopsystem selbst ist ein sehr wichtiger Teil des Prozesses „Online-Shopping“, denn das System stellt die Schnittstelle zwischen dem Kunden und dem Shopbetreiber dar. Die in der obigen Tabelle genannten Kriterien können schon auch teilweise Anforderungen bzw. Kriterien für den Kunden, aber auch für den Shopbetreiber sein. Allerdings werden die Anforderungen im späteren Verlauf differenziert betrachtet.
Die Anforderungen für einen Kunden lassen sich von dem AIDA-Prinzip ableiten. „Das AIDA-Prinzip beschreibt die vier Phasen, die ein potentieller Käufer eines Produktes oder einer Dienstleistung durchlaufen muss, um sich letztendlich für einen Kauf zu entscheiden.“[1] „A“ für Attention (also Aufmerksamkeit wecken) bedeuted mit besonderen Produktinformationen, Auswahlmöglichkeiten, Ansichten oder auch besonderen Rabatten und Aktionen, das Interesse des Kunden zu wecken(„I“ steht für Intereste). Der Kunde möchte natürlich auch bestens beraten werden und einen guten Gesamtservice erhalten. Bei dem Komfort der Webseite spielen vor allem die Bedienbarkeit, Verfügbarkeit, Geschwindigkeit und die Gestaltung eine Rolle. Dazu kommen die Navigation, also Orientierung und Vergleichsmöglichkeiten um den Kaufwunsch (Desire für „D“) oder Kaufimpuls auszulösen. Bei dem letzten „A“ für Action, also dem tatsächlichen Kauf, spielen der Warenkorb, die Lieferung, die Bezahlungsmöglichkeiten, persönliche Daten und Sicherheit eine Rolle für den Kunden.[2]
Für den Betreiber ist das Shopsystem ein wichtiger Faktor für den Erfolg seines Online-Handels. Diese Anforderungen lassen sich von den Transaktionsphasen ableiten.
- In der Informationsphase sind der Produktkatalog, das Layout, mögliche Marketingmaßnahmen und die Datenverwaltung
- In der Entscheidungs– oder Vereinbarungsphase sind die Preisfindung und Liefermöglichkeiten Des Weiteren sind die Kundenverwaltung, Auftragsverwaltung, verschiedene Zahlungsmöglichkeiten, eventuelle Zusatzkosten und mögliche Zahlungsmethoden entscheidend für den Betreiber.
- In der After-Sales-Phase sind Support-, Informations- und Service-Angebot weitere Faktoren, die für die Entscheidung eines Systems wichtig sein können.[3]
Wir sollten diese Punkte und die Tabelle im Hinterkopf behalten, wenn wir uns in der nächsten Folge auf eine sehr rudimentäre, beispielhafte eShop-Einrichtung in der Cloud gehen und uns diese anschauen, inwieweit diese Punkte, die wir uns jetzt angeschaut haben, in einem eShop-System Magento_2 realisiert sind.
[1] o.V.: AIDA-Prinzip. In: http://www.gruenderszene.de/lexikon/begriffe/aida-prinzip, zugegriffen am 25.11.2014.
[2] Vgl.: Hunger, Lutz: Anforderungen an E-Shops aus Kundensicht. In: http://www.teialehrbuch.de/Kostenlose-Kurse/eCommerce/5806-Anforderungen-an-E-Shops-aus-Kundensicht.html, zugegriffen am 25.11.2014.
[3] Vgl.: Ebd.