Teams: high impact

Team: high impact! Spätestens bei der Präsentation durch das Team zeigt sich, ob das Team aus einem Guss ist – oder eine Ansammlung von Individuen, die sich gelegentlich miteinander unterhalten.

Coaching Wirtschaftsinformatik

Du hast es schon immer gewusst: eine Organisation ist nur so leistungsfähig wie seine Mitglieder. Das gilt für Wirtschaftsorganisation, wie Firmen, egal ob Büro oder Fabrik. Das gilt auch für soziale Organisationen und Einrichtungen: Familie, Schule und, ja auch, Universitäten. Damit wären wir bei unserer Zielgruppe: den Studierenden.

Studierende bilden ja auch Teams. Programmierteams, Projektteams, Übungsteams, Learnteams, Prüfungsvorbereitungsteams, und so weiter und so fort: Teams aller Orten. Und überall kommt es auf die Team-Performance an.

Läuft es überall rund in diesen Teams? Manchmal hört man folgende Definition von TEAM: “Team = Ein Anderer Macht’s”. Eine Definition, die häufig bei Studierenden kursiert.

Da müssten sich doch einige fragen: “Kann ich mich hinter meinen Kommiliton*Innen verstecken UND Teamhöchstleistungen erwarten?” – Na ja, wie die Antwort ausfällt, kannst du dir denken: Wenn du dich so verhältst, ziehst du das Team runter, oder wirkst du motivierend? Was rauskommt, als Teamleistung, ist bestenfalls Durchschnitt.

Man kann nicht nicht kommunizieren

Das ist eines der Axiome von Paul Watzlawik. Die Bedeutung ist schon klar? Oder? Und trotzdem wird es immer wieder versucht – besonders beliebt in studentischen Kreisen: “Ich kommuniziere jetzt mal lieber nicht…

Doch der Reihe nach: eine Gruppe von Studierenden hat im Rahmen der Wirtschaftsinformatik die Aufgabe eine IST-ANALYSE und dann eine SOLL-KONZEPTION für eine vergleichsweise kleine KMU-Unternehmung durchzuführen. Neben den Themen stehe auch die Abgabetermine seit Semesteranfang fest. In diesen Rahmen hinein werden die Lehrinhalte gegossen: es geht um die für die Analyse und die Konzeption notwendigen wissenschaftlich anerkannten Methoden, die es ja gut dokumentiert gibt – Es muss also nichts erfunden werden. Das reicht von Ansoff bis Treacey/Wiersema.

So weit, so gut. Nicht gut: weil die Termine scheinbar noch “unendlich” weit entfernt sind – so gegen Semesterende ist die Abgabe und der Pitch – wird natürlich nicht ernsthaft eingestiegen – gemütlich, gemächlich, wir haben ja Zeit. Erfahrung mit der Prokrastination scheint das zu beflügeln.

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Nichts ist so sicher wie das Ende!

Und tatsächlich: mindestens ein Team ist dabei, das am Abgabetag keine fertig ausgearbeitete Lösung abgibt, sondern einen miserablen Rohentwurf. Das Ende kam schneller….

Teamversagen! Jedenfalls wird das vom Team kommuniziert. Ohne etwas zu sagen! Das Resultat spricht für sich selbst, da muss niemand was dazu sagen. Paul Watzlawik hat doch verdammt recht!

Kommen wir auf den sachlichen-fachlichen Inhalt. Es galt also ein SOLL-KONZEPT für das KMU zu entwerfen. Damit die Aufgabenstellung für die Studierenden etwa konkreter greifbar ist, konnten sich die Gruppen gewissermaßen ein Unterthema (mit Inspirationsliste) aussuchen, ein Motto für das SOLL-KONZEPT.

Die gewählten Themen:

  • Digitale Geschäftsmodelle konzipieren; CANVAS, Business Plan erstellen.
  • Kunden begeistern -> Umsatzsteigerung (Marketing-/Verkaufskonzept, Organisation Verkauf/Handelsvertreter, Export, CRM, Social Media, Messen, Anzeigen, Analysen, ABC); Vergleich von Tools und ihre Wirksamkeit (Google, WLW, … )
  • Kosten senken -> Optimierung der Einkaufsprozesse (Ziele, Global Sourcing, Single Sourcing, strategischer / operativer Einkauf, Dezentralisierung der Organisation / Zentralisierung der IT, Implementierungsvorgaben)
  • IT-Weiterentwicklung: 1. Datensicherheit; Schutz vor Hackern, Grundschutz; 2. Simulation von technischen Lösungen auf Basis von Inventor; 3. Relauch einer Web-Site auf Basis von Typo3 (Social Media, Layout/Design, Navigation, Newsletter, Kundenbereich, rechtliche/technische Aspekte, Wettbewerb/Auszeichnungen, Standards zur Entwicklung, Barrierefreiheit, 4. Digitalisierung von technischen Unterlagen/kundenorientierte Aufbereitung technischer Unterlagen -> Pflichtenheft)
  • Transparenz erhöhen -> dashboards einsetzen (Arbeitszeiten Mitarbeiter, Customer Intimacy, KPIs für Finanzen, Kunden, Logistik, Prduktion/Fertigungsfortschritt; Infopool für Mitarbeiter.

Summa summarum: Parade-Themen für Wirtschaftsinformatiker*Innen: die Herausforderung ein Kombi von Betriebswirtschaft und Informatik.

Der Hase im Pfeffer

Im Gegensatz zur Themenstellung vorher, nach der IST-Analyse war gefragt, haben wir hier deutlich voneinander verschiedene Aufgaben: Die Gruppen sollten sich “austoben” können, schließlich hatten sie sich ja die Themen selbst aufgesucht.

Hier ist ein Team-Alignment notwendig, das garantiert, dass alle Teammitglieder wissen, was ihr Auftrag ist, und auch wissen wie die Aufträge zusammenwirken. Die Kommunikation kann nicht intensiv genug sein. Bei den meisten Teams liegt hier der Hase im Pfeffer:

  • individuell mag das angestrebte Leistungsnivau noch erreicht worden sein (sichtbar bei der Präsentation).
  • Die potentielle Leistungsdichte in der Gesamtgruppe als Team wurde jedoch kaum entfaltet (sichtbar im gemeinsamen Papier, seinem Inhalt und seinem Layout-Zustand).

Was die Gruppen konkret daraus gemacht haben, hier in Kürze der Reihe nach.

1. Vortrag

2. Vortrag

Transparenz erhöhen

Vortrag, formal: richtig gemacht! Zeit: eingehalten. Sprecher*Innen: gut verteilt und wahrnehmbar. Team-Performance beim Vortrag: sehr gut.

Kunden begeistern

Vortrag, formal: richtig gemacht! Zeit: eingehalten. Sprecher*Innen: gut verteilt und wahrnehmbar. Team-Performance beim Vortrag: sehr gut.

Inhalt

  1. Quo vadis? Rückblick auf Ist-Analyse und Ausblick auf Soll-Konzept.
  2. Transparenz nach innen. Mit Hilfe von Dashboards und Co Klarheit und Effizienz steigern.
  3. Transparenz nach außen. Kundenzufriedenheit verbessern durch vereinfachte, schnelle Prozesse.
  4. Transformation. Das sind die konkreten nächsten Schritte für die Umsetzung.
  • PPT-Page-Count: 90 – in professionellem Zustand 🙂
  • PPT-Content: Ein gutes Paper: Gestaltung, Inhalt und Methodik (über Kanban und Kano) wird die Begeisterung für das Thema schon visuell erkennbar! Kein Wunder: inhaltlich ist das Paper dann auch methodisch “rund”. Insgesamt: sehr gut gemacht!

Inhalt

  1. Rückblick IST-Analyse
  2. Konzepte für den Erfolg der Firma
  3. Zielanpassung
  4. Vorstellung unserer Projekte
  5. Voraussetzung der Konzepte
  6. Kosten-Nutzen-Analyse & Realisierung
  7. Umsetzungsplan
  8. Next Steps
  • PPT-Page-Count: 51 – in (semi)professionellem Zustand 🙂
  • PPT-Content: partiell durchaus interessant: die einzelnen Kapitel 1 bis 8. Die synergetisch-synoptische Verschmelzung (z.B. mit Kano-Modell) der Kapitel und die methodische Fundierung fehlen aber! Anders ausgedrück: persönliche Einzel-Höchst-Performance mag abgeliefert worden sein – nicht jedoch die potenzielle Höchstleistung als Team. Trotzdem: gut gemacht!

3. Vortrag

4. Vortrag.

IT-Weiterentwicklung

Vortrag, formal: richtig gemacht! Zeit: eingehalten. Sprecher*Innen: gut verteilt und wahrnehmbar. Team-Performance beim Vortrag: gut. Deutlich Besser wie im PowerPoint-Produkt

Inhalt

  1. Rückblick
  2. Industrie 4.0
  3. Implementierung in der Firma
  4. Zentrale IT-Struktur vs. dezentrale IT-Struktur
  5. Cybersecurity
  6. Relaunch einer Web-Site auf Basis Typo3
  • PPT-Page-Count: 46 – in katastrophalem Zustand 🙁
  • PPT-Content: Dem Papier sieht man die Verschnarchtheit, die Mut-, Lust- und Ideenlosigkeit förmlich an: zu Überschriften fehlen die Inhalte, selbst leere Seiten als Platzhalter – neben den Micro-Initiativen und hingeworfenen Wunsch-Kennziffern – sind zu finden. Offensichtlich besteht die Hoffnung: bis zur Präsentation wird schon aller fertig werden!? Jedenfalls kein großer Plan! Team = ein anderer machts… Offensichtlich wurde die Abgabe verschnarcht – tolle Team-Performance? Insgesamt: die Präsentation hat der Gruppe den Kopf aus der Schlinge gezogen.

(Digitale) ‘ Geschäftsmodelle konzipieren: CANVAS + Business Plan erstellen

Vortrag, formal: richtig gemacht! Zeit: eingehalten. Sprecher*Innen: gut verteilt und wahrnehmbar. Natürlich gibts Unterschiede zwischen den Gruppen- für ein notenrelevante Differenzierung aber zu gering.

Team-Performance beim Vortrag: Wie bei fast allen Gruppen ist die Präsentation besser wie das Schriftliche. (Gruppe 1 ausgewogen) War gut anzuhören.

Inhalt

  1. Rückblick IST-Analyse
  2. Businessplan
    • Geschäftsmodelle
    • Digitale Geschäftsmodelle
    • Empfehlung
    • Business Model Canvas
    • Machbarkeitsstudie
  3. Next Steps
  • PPT-Page-Count: 37. Mit eines der dünnsten Fast alle Gruppen bei der Präsentation besser wie im Schriftlichen. (Gruppe 1 ausgewogen).
  • PPT-Content: Meinung ist groß geschrieben. Methodik(en) über weite Strecken erkennbar. Aber Integration spielt eher untergeordnete Rolle. Ansätze vorhanden nicht konsequent integrativ umgesetzt. Ähnlichkeit zu TEAM 4: Einzelperformance ganz OK; aber Teamperformance suboptimal. Trotzdem: gut gemacht!

5. Vortrag

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team_3 (6 Members)

Kosten senken: Optimierung der Einkaufsprozesse

Vortrag, formal: richtig gemacht! Zeit: eingehalten. Sprecher*Innen: gut verteilt und wahrnehmbar.

Team-Performance beim Vortrag: Wie bei fast allen Gruppen ist die Präsentation besser wie das Schriftliche. (Gruppe 1 ausgewogen) War gut anzuhören.

Inhalt

  • Agenda 1
    • Projektmanagement
    • Ist-Analyse Ergebnisse – grobe Zusammenfassung der Problemstellungen
    • Ziele der Soll-Analyse
    • Profitsteigerung (Kosten senken, Effizienz steigern)
  • Agenda 2
    • Produktionstätten
    • Zielsysteme
    • Optimierung der Einkaufsprozesse
    • Dezentralisierung / Zentralisierung
  • Agenda 3
    • Lagerorganisation
    • ERP-System
    • Mobile Datenerfassung
    • Kommisionierung
    • Produktionslayout
    • Materialien
    • 5S-Arbeitsgestaltung
    • Montage
    • Evtl. Kataloganbindung
    • Rüstzeitoptimierung
  • Agenda 4
    • Problemkreislauf
    • Zusammenfassung
    • Schnelle Verbesserungen
    • Langfristige Verbesserungen
    • Timeline
    • Wichtige Punkte für Fabrikplanung in Rumänien
    • Fabrikplanung
  • PPT-Page-Count: 61. Mit eines der umfangreichsten Papiere – Der Umfang verhält sich umgekehrt proportional zum Reifegrad des Papiers!
  • PPT-Content: Das Papier ist hochgradig unreif: vier Agendas – aber keine durchgehen erkennbar Rote Linie. Kein methodisches Konzept: er reicht nicht für die Vergabe von Namen! Agenda1 bis Agenda4 sind verräterische Ersatznamen – es hat erkennbar kein Ringen der Gruppe um ein gemeinsames Konzept stattgefunden, das die vorhandenen Einzelleistungen hätte integrieren können. Methoden über sind erkennbar. Aber die Integration spielt eher eine untergeordnete Rolle. Ansätze also vorhanden aber nicht konsequent integrativ umgesetzt. Ähnlichkeit zu TEAM 2 + 4: Einzelperformance i.W. OK; aber Team-Performance suboptimal. Trotzdem: Vortragsleistung rettet das Team!

Fazit + Tipp

Eine Organisation, ein Team, ist mehr wie die Summe seine Mitglieder – wenn das Team dies möchte und darum ringt. Der US-amerikanische Psychologe und Berater Bruce Tuckman entwickelte an der Ohio-State-University bereits 1965 ein Phasenmodell für die Gruppenentwicklung: Forming-Storming-Normin-Performing, das sind die zentralen Begriffe dazu. Einfach mal nachlesen!

Wer am aktuellen Stand des Themas Team-Performance interessiert ist, dem empfehle ich: Mastrogiacomo, Osterwalder: (2021)High-Impact Tools for Teams

Have fun storming the castle

Ihr Prof. J. Anton Illik

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Autor: Prof. Illik Hans

Studium der Wirtschaftsinformatik an der TUM Technischen Universität in München. Berufliche Stationen: Hardwarehersteller in München - Softwarehäuser in München - eigene Firmen in München, Stuttgart und Birmingham/UK- mehrere Bücher zum Programmieren und eCommerce -Lehraufträge an verschiedenen Hochschulen in München, Stuttgart, Frankfurt - Professur an der HFU - Softwareentwickler (Ada/C/C++/C#/PHP/Python/Java) - Berater - Coach - Betriebsystemen (Unix-Portierungen) und Implementierung von eShops (Magento u.a.).

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