Wieviel Programmiersprachen sollte ich beherrschen? (Part 1)

Sprachenbaum vor Java

Wieviel Programmiersprachen sollte man beherrschen? Eine Frage, die schon früher häufig gestellt wurde. In einer Zeit, lange bevor ich im Schwarzwald an der HFU gelandet bin.

Die Frage kam von den Teilnehmern meiner Programmiersprach-Seminare für die Industrie. Anfänglich machte ich diese Industrieseminare als Angestellter des Hauses Softlab. Später in den eigenen Firmen. Egal wo die Teilnehmer her waren: Wien oder Paris, Mailand oder Kopenhagen. Oder um’s Eck rum, von einer der zahllosen Münchner Firmen.

Die Antwort war in vielen Fällen meine eigene “Geschichte”. Heute könnte ich einen “Verein” gründen, dessen Mitglieder eine ähnliche “Geschichte” hinter sich gebracht haben.

Die “Geschichte” geht so

Ort des Geschehens ist München, die TUM (Abkürzung für “Technische Universität München“, Fakultät für Mathematik, Studiengang Wirtschaftsinformatik) Die erste Programmiersprache: Algol 60 bzw. Algol 68. Kennt heute wahrscheinlich – ausser meinem oben erwähnten “Verein” niemand mehr!

Zum Trost: fasst alle konzeptionellen und methodischen Sprachbestandteile haben bis heute überlebt. Die Konzepte der “algoloiden” Sprachen sind nahezu komplett in der Objektorientierung enthalten geblieben. Nur zum Beispiel: alle OO-Sprachen sind Block-orientierte Sprachen (zum Beispiel etwa Simula67, Java und C++, C#). Sie kennen das: Blöcke sind Sequenzen von Zuweisungsanweisungen und Ausdrücke (und werden in Java mit {}-Klammerpaaren gefasst), Blöcke regeln u.a. die Lebensdauer und den Geltungsbereich von Variablen – nicht nur, aber auch! Meine Lehrer wahren seinerzeit Prof. Friedrich L. Bauer und sein Assistent Prof. Manfred Broy (damals genauso wenig Prof. wie ich).

Nun aber zurück zum Thema. Also meine erste Programmiersprache war Algol 68 im Wirtschaftsinformatikstudium. War nicht einfach, sich in die Programmiersprache reinzufinden: vieles blieb lange unklar, weil wir im ersten Semester seinerzeit ja noch nicht mal einen Zugang zu Computern hatten!

Kann man sich heute garnicht mehr vorstellen, wo ein Computer im Rucksack steckt, ein zweiter in der Handtasche (das Tablet) und der dritte in der Rocktasche (das Smartphone) und zu allem Überfluss der vierte das Handgelenk (als Tracker getarnt) umfasst.

Wirklich, wir kannten Computer im ersten Semester nur aus den Wirtschaftsmagazinen. Und die Computer in den 1970er Jahren sahen auch noch so komplett anders aus und waren so garnicht interaktiv wie heute – im Grunde: andere Wesen aus einer anderen Zeit.

Um es kurz zu machen, irgendwie schaffte ich es, mir diese Sprache Algol 68 anzueignen, durch alle Übungen und Prüfungen zu kommen. Und weil’s geklappt hat stand eine Reise zur Belohnung in die USA an! Das absehbar notwendige Taschengeld wollte ich mir selbst verdienen – als Programmierer.

Die ersten Bewerbungsübungen

Die Stelle für den anvisierten Programmierer-Ferienjob zu finden verlief so: aus der “Süddeutschen Zeitung” wurde ein dutzend Firmenadressen notiert. In den Bewerbungen wurde natürlich mit den Programmierkenntnissen mächtig geworben und etwa ein dutzend Schreiben mit der mechanischen Schreibmaschine an einem Wochenende verfasst und versandt.

Die Reaktion kam prompt. Eine Firma namens IABG im Münchner Osten (Ottobrunn) lud mich zum Bewerbungsgespräch. Das Gespräch war hochspannend und was ich machen sollte nicht minder!

Devise war die Mitarbeit an der Softwareentwicklungsabteilung für ein terrain following flight system. Pflichtenheft stand, ich sollte “Kleinigkeiten”  (“you are an undergraduate“) bei der Programmierung übernehmen – in FORTRAN. Na ja, von der Programmiersprache hatte ich zwar gehört – aber nie eine Zeile Code geschrieben. Ich dachte die Welt besteht aus Algol 68?!

Dann kam Fortran

Sprachenbaum vor Java
Sprachenbaum vor Java

Der IABG-Manager (US-Amerikaner) “Where is the problem – it’s programming“. Na ja, wenn das so ist: “You’r right – Ich mach’s“. Gesagt getan – bis der Ferienjob im August beginnt, hab’ ich mir Fortran reingezogen – so der Vorsatz. Wenn es mit Algol 68 geklappt hat, dann wird es auch mit Fortran klappen. Der Optimismus des Managers hatte also abgefärbt.

  • Demnächst mehr davon an dieser Stelle!

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Autor: Prof. Illik Hans

Studium der Wirtschaftsinformatik an der TUM Technischen Universität in München. Berufliche Stationen: Hardwarehersteller in München - Softwarehäuser in München - eigene Firmen in München, Stuttgart und Birmingham/UK- mehrere Bücher zum Programmieren und eCommerce -Lehraufträge an verschiedenen Hochschulen in München, Stuttgart, Frankfurt - Professur an der HFU - Softwareentwickler (Ada/C/C++/C#/PHP/Python/Java) - Berater - Coach - Betriebsystemen (Unix-Portierungen) und Implementierung von eShops (Magento u.a.).

Ein Gedanke zu „Wieviel Programmiersprachen sollte ich beherrschen? (Part 1)“

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