Was bisher geschah: Devise war die Mitarbeit in der Softwareentwicklungsabteilung für ein terrain following flight system. Pflichtenheft stand, ich sollte “Kleinigkeiten” (“you are an undergraduate“) bei der Programmierung übernehmen – in FORTRAN.
Na ja, von der Programmiersprache hatte ich zwar gehört – aber nie eine Zeile Code geschrieben. Ich dachte die Welt besteht aus Algol 68?! Da hatte sich der Student wohl getäuscht.
So also ging der Bewerbungsversuch für den Ferienjob aus. Die Welt bestand natürlich nicht aus Algol 68 oder aus Algol 60.
Nicht mal die Programmiersprachkonzepte von Algol konnte ich in Fortran entdecken. Kein Wunder auch, als John Warner Backus und Peter Naur die Sprache in den 1950er Jahren entwickelten gab es (natürlich!) die später entwickelten Konzepte noch nicht, die Sprachen wie Algol 60 und Algol 68 hervorgebracht haben. John Backus und Peter Naur leisteten Großartiges, die Backus-Naur-Form (kurz BNF) zur Syntax-Beschreibung von Programmiersprachen verwendet wird, wurde beispielsweise von den beiden entwickelt, nur Fortran war halt eben “nicht soweit” wie die Algol-Sprachen. Aber immerhin es war Bekanntes zu entdecken. Fortran gilt als erste richtige algorithmische Hochsprache.
Um es kurz zu machen: der Lernaufwand für mich war höher als ursprünglich erwartet. Hat aber geklappt: bis zum Antritt des Ferienjobs bei der IABG hatte ich Fortran leidlich drauf.
Investition: 6-Mark fünfzig hatte das Fortran-Büchlein gekostet und 3 x 7 Tage intensives Lesen und Trockenprogrammieren, an die Fortran-Maschine der TUM hat man mich nicht gelassen (“ausgebucht mit höheren Semestern“)
Lohn der Angst:
Am Ende des Ferienjobs konnte ich guten Gewissens sagen “Ich beherrsche Fortran!” und das Geld für den Amerika-Ausflug war auch zusammen. Programmieren können lohnt sich, war meine Erkenntnis.
Ausserdem war ich überzeugt, jetzt bin ich gerüstet für die Praxis, kann ja schließlich mit Algol und Fortran zwei Programmiersprachen.
Das war natürlich eine studentische Fehleinschätzung. Die Welt war dynamischer, als ich mir das vorstellte.
Dann kam Pascal
Als ich meine erst Arbeitsstelle im Müncher Softwarehaus Softlab antrat, kam der nächste Knaller: ich landete ein einem Projektteam, das dabei war ein Büro-Anwendung mit der Programmiersprache Pascal zu schreiben. Also lernte ich Pascal. Mit drei Programmiersprachen ist man ja auch für die Zukunft besser gerüstet.
Stimmt – ging aber nicht lange mit Pascal und Fortran in den Projekten weiter.
Dann kam Ada
Bei einem Projekt für das Finanzministerium bekamen wir vom Auftraggeber die Sprache ADA vorgeschrieben – kannte natürlich niemand im Team!
Immerhin wurde ich gefragt, was ich von der Sprache halte. Beim Einarbeiten in die Sprache ADA fiel mir ein Buch von Ian C. Pyle in die Hand “Die Programmierspache ADA“. Die Sprache ist super! Nach der Diskussion mit Freunden über die Vorzüge der Sprache hatte ich schließlich mit Freund Rupert das Buch für den Hanser-Verlag in München ins Deutsche übersetzt. Positiver Nebeneffekt: als “Übersetzer von Pyle” waren Freund Rupert und meine Wenigkeit ab sofort in der Industrie als ADA-Spezialisten gefragt.
Programmiersprachen zu können, lohnt sich, war meine Erkenntnis.
Und dann kam C
Natürlich liefen die ADA-Projekte auch nicht auf die Dauer ohne die Konkurrenz anderer Programmiersprachen. In den frühen 1980er Jahren rollte ein Sprachrevolution über Europa. War natürlich aus den USA herübergeschwappt, von Brian Kernighan und Denis Ritchie entwickelt, bei den Bell Laboratories: Die Programmiersprache C.
Das Feuer sprang von ADA auf C über. Phantastisch – eine so kompakte Programmiersprache empfand ich als traumhaft – ein echter Geniestreich von Kernighan und Ritchie!
Dann kamen für lange Zeit viele C Projekte
Für mehr als ein Jahrzehnt war dann C die dominante Sprache für die Softwareentwicklung, insbesondere im technischen Bereich. Aber auch betreibsswirtschaftliche Systeme wurden geschrieben. Insgesamt waren dann Mitte der 1980er Jahre soviele Erfahrungen mit der Sprache zusammengekommen, dass ich das erste deutsche Buch für C verfassen konnte
Die Begeisterung für die Programmiersprache C wer in der Einleitung deutlich zu spüren: “Das von Kernighan & Ritchie entwickelte Betriebssystem UNIX hatte sich zur gleichen Zeit zum Standardbetriebssystem für Mini- und Microcomputer der gehobenen Leistungsklasse entwickelt. Gleichzeit eroberte sich in einem wahren Siegeszug die Programmiersprache C die Welt der Computer.
C ist eine universell verwendbare Sprache und ein wenig vom Hauch der Allmächtigkeit umgeben. Leistungsattribute wie Kompaktheit, Effizienz und Schnelligkeit werden meist in einem Atemzug mit der Sprache C erwähnt. Reizvoll auch die Möglichkeit, Hardware-Erweiterungen explizit kontrollieren zu können. Tatsächlich verbindet die Sprache die Fähigkeiten von Assemblersprachen mit dem Komfort von Hochsprachen.
Man muss sich allerdings bewußt sein, das die Leistungsfähigkeit und das Maß an Freiheit auch ihren Preis haben: Vom C-Programmierer wird größte Disziplin und genaueste Kenntnis der Sprache verlangt. Nur so läßt sich erfolgreich programmieren, nur so lassen sich lesbare, sichere und portable Programme schreiben.” Letztlich hatte das Buch, zusammen mit seiner schwedischen und holländischen Übersetzung den Sprung in die Selbständigkeit und die Gründung der eigenen Firma befeuert.
Spätestens an dieser Stelle beantwortet sich die rethorische Frage “Wieviel Programmiersprachen sollte man beherrschen?“. Die Antwort für alle Programmautoren lautet: “Stellen Sie sich darauf ein, dass alle paar Jahre eine neue Sprache auftaucht, die sich in der Beliebtheitsskala bei den Entwicklern nach oben schießt!”
Momentan mache ich mein Java-Buch fertig. Rechne aber damit, dass es nicht die letze Veröffentlichung zum Thema Programmiersprache sein wird. Habe da auch schon eine Favoritin! Bleibt allerdings noch mein Geheimnis – bleiben Sie dran!
Vielleicht sprechen wir mal im Mupples-Blog darüber. Am Besten Sie registrieren sich und erfahren es, wenn es soweit ist.