Besonders für die Thesis gilt: Bei allem was du beginnst, handle klug und bedenke das Ende! Oder wie Lateiner zu sagen pflegen: quidquid agis, prudenter agas et respice finem. (Dieser Satz wird auf Äsops Fabel 78 (Zwei Frösche) zurückgeführt, sagt wiktionary.org.)
Und das Ende kommt bestimmt, wissen alle Absolventen, die das Studium bereits hinter sich haben. Und mit dem Ende kommt die Thesis. Es gibt kaum einen Studiengang, der nicht mit einer Thesisarbeit das Studium beendet.
Was ist eine Thesis?
Die Thesis ist eine Abschlussarbeit und damit automatisch eine Prüfungsarbeit. Die Thesis soll zeigen, dass der/die Kandidat/in in der Lage ist innerhalb einer vorgegebenen Frist ein Problem aus seinem Fach selbständig nach wissenschaftlichen Methoden zu bearbeiten. In der schriftlichen Ausarbeitung (Dokumentation) der Abschlussarbeit (Bachelorthesis, Masterthesis) sollen alle wichtigen Ergebnisse in knapper, klarer und für einen Fachmann/Fachfrau der jeweiligen Fachrichtung verständlicher Form niedergelegt werden. In der (mündlichen) Präsentation sollen die wesentlichen Inhalte der Abschlussarbeit konzentriert dargestellt und etwaige Fragen aus dem Zuhörerkreis kompetent beantwortet werden. (So steht es in der Ordnung für Abschlussarbeiten meiner eigenen Hochschule, der HFU Hochschule Furtwangen University.)
Eine Thesis soll Ergebnisse bringen
Aus diesem Grund vergeben Professoren-Kolleg/innen und natürlich auch ich Thesisarbeiten, weil uns die Ergebnisse interessieren. Für eine kurze Zeit haben Sie die Ehre 😀 für uns Forschungsfragen, deren Ergebnisse uns interessieren, bearbeiten zu dürfen. – Wenn alles gut geht, bekommen Sie dafür einen Titel (Bachelor of Science oder Master of Science).
Häufig beginnt bei der Forschungsfrage die Malaise 😡
Was ist die Forschungsfrage in der Thesisarbeit? (Es können auch mehrere Forschungsfragen sein.) Und: was sind die aus den Forschungsfragen abgeleiteten Hypothesen?
Dem will ich hier mal kurz nachgehen.
Leider gib es immer wieder fertige Thesisarbeiten wo ich mich frage: “Was soll diese Thesis beantworten?” (Bei Bachelorarbeiten kommt das durchaus mal vor, beim Master noch seltener, den eine Masterthesisschreiber/inn hat ja in der Regel bereits eine erfolgreiche Bachelorthesis hinter sich und “weiß wie’ geht”.)
Also kommen wir zur Sache!
Bei der Forschungsfrage handelt es sich um die zu untersuchende Fragestellung. Die zu untersuchende Fragestellung ist manchmal auf einfache Weise direkt aus dem Thesisthema ableitbar.
In vielen Fällen wird die Forschungsfrage aber verklausuliert im spannend klingenden Thesisthema verborgen sein. Auf alle Fälle Bedarfe es der Abstimmung zwischen Themensteller/in und dem/der Bearbeiter/in.
Schließlich haben sowohl Themensteller wie auch Themenbearbeiter/in ein Interesse am Thesisthema. Damit die gefundenen Forschungsfragen nicht auseinander klaffen oder gar auseinanderliegen, bedarf es der gemeinsamen Abstimmung – hierfür ist die Kommunikation mit dem Themensteller unerläßlich – schlecht, wenn die vermeintliche Forschungsfrage nicht das Interesse des Themenstellers trifft!
Die Forschungsfrage muss also am Ende der Thesis beantwortet sein. Was sollte sonst das Ziel der Thesis sein? 😎 Reden Sie mit Ihrer/m Prof!
Wenn die Forschungsfrage formuliert ist, leitet sich fast automatisch daraus die Hypothese ab. Eine Hypothese ist eine Annahme über einen Sachverhalt oder einen Fakt – diese Annahme bedarf einer Begründung. Damit lassen sich Hypothesen bestätigen (verifizieren) oder verwerfen (falsifizieren).
In Bachelorthesisarbeiten kann häufig ohne Hypothesen gearbeitet werden, um die Forschungsfrage(n) zu beantworten. In Masterthesisarbeiten wird häufig mit Hypothesen gearbeitet, um die Forschungsfrage(n) zu bearbeiten und zu beantworten. Was teils auch daran liegt, dass Masterthesisarbeiten eine längere Bearbeitungszeit haben (Bearbeitungszeit Bachelorthesis 4 Monate mit maximaler Verlängerung auf 6 Monate. Bearbeitungszeit Masterthesis 6 Monate mit maximaler Verlängerung auf 9 Monate. Sie sehen schon, da kann man und frau akribischer vorgehen. Eine Masterarbeit ist halt doch ein bisschen mehr wir eine Bachelorthesis).
Für Bachelor- und Master-Thesisarbeiten folgert aus dem bisher dargelegten, dass über die einzelnen Kapitel einer Thesisarbeit ein hinreichend deutlicher Argumentationsfluss erkennbar sein muss und Hypothesen kritisch diskutiert werden müssen. Ein beliebter Fehler ist eine zu schwach ausgeprägte kritische Auseinandersetzung mit dem (Quell-)Material und eine mehrheitliche Abstützung auf Veröffentlichungen kommerzieller Anbieter und nichtwissenschaftlicher Quellen. So kann man vielleicht etwas einleiten, aber dabei darf es nicht bleiben! Aus diesem Grund schaue ich zu allererst im Quellenverzeichnis nach, “wessen Geistes Kind sie sind”!
Noch etwas zum Argumentationsfluss: die Kapitel in der Thesis stehen ja nicht einfach so nebeneinander, sonder haben für Ihre Argumentation einen logisch zwingenden Aufbau – Da müsst es leicht fallen den Argumentationsfluss erkennbar (in Modalzielen) erscheinen zu lassen. So wird dann das Finalziel sicher erreicht.
Zusammenfassung:
Viel Erfolg und viel Spaß dabei – halt alles zu seiner Zeit!
Ihr
Prof. J. Anton Illik